Der TVR Tuscan V8 (SE)


Der Griffith machte es Anfang der 60er vor: kleiner Vierzylinder raus und Ami-V8 rein!
Unter der Führung von Martin Lilley wurden von 1967 bis 1970 drei Serien des Tuscan mit Ford-Achtzylindermotor gebaut – der TVR Tuscan V8

Die Fahrzeuge der drei Serien unterscheiden sich bezüglich Form, Interieur und Motorenwahl. Die erste Serie (200-001 …) hatte ein Chassis mit kurzem Radstand, SWB für „short wheel base“ genannt. Diese Fahrzeuge waren vergleichbar zum Griffith 400, den sie sozusagen ersetzten.
Die zweite Serie (LWB001 …) wurden auf Basis des verlängerten Chassis gebaut, daher LWB für „long wheel base“. Sie hatten ein modifiziertes Interieur.
Die dritte und letzte Serie (MAL 001 …, MAL steht dabei für Martin Lilley) war gekennzeichnet durch sehr unterschiedliche Fahrzeuge. Die meisten der 22 (oder 21?) Fahrzeuge hatten eine Karossiere ähnlich zum parallel gebauten Vixen S2. Gemäß aktueller Nachforschungen war wohl MAL015 der letzte Wagen mit dieser Form.

Nachdem TVR über drei Jahre nur 58 dieser TVR Tuscan V8 baute (Buchautoren behaupteten es waren 72, spätere Nachforschungen von Colin Lyons (siehe Brief im Sprint-Magazin von 1991) wiesen auf die geringere Zahl hin), kann man davon ausgehen, dass jeweils die gerade vorrätigen Teile und Elemente in die Fahrzeuge eingebaut wurden.
Alle TVR Tuscan V8 hatten den Ford 289-Motor als Antriebseinheit, die Leistungsausbaustufen variierten dabei. Die früheren Fahrzeuge nutzten die 195 PS Version, SE („Special Equipment Cars“) profitierten von der leistungsgesteigerten 271 PS Version. Es scheint so, als ob die MAL-Serienfahrzeuge alle auf der stärkeren Motorversion basierten, teilweise wird auch spekuliert, dass in späte Fahrzeuge sogar die 302-BOSS-Maschine eingebaut wurde.
Von den 21 oder 22 MAL-Fahrzeugen sind heute noch ca. 10 bekannt, alle mit Linkslenkung. Nur 2 MAL-RHD wurden insgesamt gebaut.

(Der hier gezeigte Tuscan V8 aus dem Jahr 1970 wurde ursprünglich als LHD in die USA exportiert. In seiner späteren Geschichte kam er wieder nach England, wo er 1991
auf RHD umgebaut wurde, weiter über die Niederlanden nach Australien, wo er 2016 in einer Auktion für AU$ 96.600 versteigert wurde.)


Der TVR Tuscan V8 „Wide Body“

Der vielleicht seltenste TVR Tuscan V8, der von TVR Engineering Ltd. produziert wurde, war der so genannte „Wide Body“ Tuscan V8. Dieses Modell war das letzte der Tuscan V8-Serie von TVR und wies eine völlig neue Karosserie auf, die unterhalb der Gürtellinie etwa 4 Zoll breiter war als die vorherige Version. Die Karosserie wies auch ein längeres und schärferes Heckdesign und eine längere Motorhaube auf. Die Karosserie diente als Inspiration für die späteren TVRs der M-Serie.

Der neue Wide Body-Tuscan wurde in den Vereinigten Staaten gut verkauft, allerdings gab es einige Probleme bei der Erfüllung der Nachfrage. Zunächst einmal verlor das Unternehmen bei jedem Wide Body- Tuscan Geld, denn der Bau des Wagens verschlang so viel Produktionszeit wie drei TVR Vixen.

Wie viele „Wide Body“ wurden denn gebaut?
Es gibt unterschiedliche Angaben darüber, wie viele Wide Body-Tuscan tatsächlich produziert wurden. Man vermutet, dass die Fahrgestellnummer MAL015 der erste Wide Body-Tuscan war, doch ist von diesem Auto nichts bekannt, so dass es Zweifel gibt, ob ein Auto mit dieser Fahrgestellnummer tatsächlich gebaut wurde. Der erste bekannte „Wide Body“ war der MAL016 und es wird vermutet, dass dies der Wagen ist, der 1970 vom Road & Track-Magazin für Tests verwendet wurde.

MAL017 bis MAL021 waren alle in die USA gelieferte „Wide Body“. MAL017, der sich im Besitz von Paul Guinn aus Ohio, USA befindet, wurde in Museumsqualität restauriert (siehe Foto unten links). Der MAL022 war ursprünglich ein TVR-Show- und

 

Werkstest-Wagen. Der erste Besitzer war Martin Lilley selbst. Später erwarb Robert Nosowicz in Großbritannien den Wagen, stattete ihn mit einem Boss 302-Motor mit allen Rennspezifikationen aus und gab an, dass der Wagen mit seinen 540 PS weit über 180 Meilen pro Stunde fahren würde.

Es wurden noch zwei weitere Spezial-Wide Body gebaut. Der erste trug die Fahrgestellnummer JDG771B302 und wurde 1971 von Joe Bishop, David Hives und Gerry Sagerman, dem US-Importeur von TVR, gebaut. Die Seriennummer trug die Initialen der Vornamen dieser drei Männer, die ‚771‘ stand für den Monat und das Jahr in dem der Wagen gebaut wurde und die ‚B302‘ bezeichnete den Wagen mit dem Ford Boss 302 Motor. Der Wagen wurde aus Teilen in Sagermans New Yorker Werkstatt zusammengebaut. Das Auto ist seitdem durch mehrere Hände gegangen und befindet sich seit vielen Jahren in der Sammlung von Al Way of New Jersey, USA. Es ist rot lackiert und hat zwei goldene Streifen, die in der Mitte des Wagens verlaufen (siehe Foto unten rechts).

Die endgültige breite Karosserie war eine ganz besondere Version, die von Liam Churchill von der Barnet Motor Company auf Basis eines Wide Body gebaut wurde. Der Radstand des Wagens wurde um sechs Zoll verlängert, um ein Ford-Allradantriebssystem mit Automatikgetriebe unterzubringen. Dieses Auto wurde aus einer der Ersatzkarosserien aus dem Werk gebaut und hatte keine werkseitige Fahrgestellnummer. Churchill erwarb einen Motor vom Typ Boss 302, den Gerry Sagerman an Martin Lilley geschickt hatte.


(Quelle:Marshall Moore, Präsident des TVRCCNA 2009)