Der TVR „Wedge“

1983, als der 350i herauskam, ließ man den Namen Tasmin fallen und nannte den Wagen nur noch 280i. Der Tasmin war der letzte TVR, der in die USA exportiert wurde und eine widersprüchliche Beschriftung lässt ihn manchmal als Tasmin, manchmal als Tasmin 280i und manchmal als 280i auftauchen.

1986 wurde der 420SEAC vorgestellt. Er wird als der ultimative Keilform-TVR angesehen und war auch der letzte der Keilformfamilie. Das Akronym SEAC steht für „Special Edition Aramid Composite“ (dt.: Sonderserie aus Aramid-Verbundwerkstoff), was bedeutete, dass mehr als 20 % des Karosserie aus Aramidfasern bestand, während die Karosserien der anderen Keilformmodelle aus nur mit Glasfasern verstärktem Kunststoff hergestellt wurden. Der Einsatz von Aramid machte den Wagen über 100 kg leichter, ohne Einfluss auf dessen Verwindungssteifigkeit zu haben. Dies und der hochgezüchtete Rover-V8-Motor machten den Wagen extrem schnell, hatten aber ihre Auswirkungen auf den Preis, der beim Doppelten des Preises für einen 350i lag. Außerdem kann man die SEAC-Modelle an ihrem großen Heckspoiler und der runderen Nase erkennen. Bis 1988 entstanden nur 40 Exemplare.

1987 wurde der letzte TVR in die USA exportiert. Eine ganze Reihe von Gründen führte zum Rückzug von TVR aus den USA. Dies umfasst eine verwirrende Beziehung mit den TVR-Vertretern und dem Verkaufsnetzwerk dort, Garantieprobleme und Versicherungsprämien für eine Zuverlässigkeitsversicherung, die von 160.000,– US-$ auf über 1.000.000,– US-$ stiegen.

1988 löste der 450SEAC den 420SEAC ab, Der einzige Unterschied bestand im größeren Motor, mit 4,4 l Hubraum bei 5700/min maximal ca. 320 bhp (238 kW) Leistung und 430 Nm Drehmoment bei 4000/min lieferte. Daher war der 450SEAC noch teurer zu bauen als der schon sehr teure 420SEAC und sein Verkaufspreis lag entsprechend höher. Es entstanden nur 17 Exemplare. Weil einige Keilform-TVR nachträglich auf die 450SEAC-Spezifikation umgerüstet wurden, gibt heute vielleicht mehr SEAC auf den Straßen als damals gebaut wurden.

1990 stellte TVR am Ende der Ära des 350i eine auf 25 Exemplare limitierte Serie von speziell gefertigten 350 her. Sie sollte an die vorhergehenden sieben Jahre der Fertigung des Modells 350 erinnern. Alle 350SE haben den 3,9 l-V8-Aluminium-NCK-„Hotwire“-Motor von Rover, polierte Aluspeichenräder und verstellbare Stoßdämpfer von KONI. Jedes Auto hat seine eigene Nummer, die – umrahmt von goldenem Lorbeer – auf den vorderen Kotflügeln und dem Heck erscheint. Die Wagen hatten auch 350SE-Zeichen am Frontspoiler, den Schwellern und dem Fahrzeugheck. Der Verkaufspreis lag ursprünglich bei £ 21.000,–. Der 350SE gilt bei Leistung als auch Fahrvergnügen als letzte Entwicklungsstufe des 350i.

 

Chassis und Fahrwerk

Der TVR 350i hat, der Konzeption früherer TVR-Modelle folgend, einen Gitterrahmen. Beim Tasmin besteht er aus miteinander verschweißten runden Stahlrohren, deren Durchmesser von 1,5 Zoll (3,81 cm) haben. Der Rahmen ist in der Wagenmitte angeordnet und hat von und hinten Ausleger für die Aufnahme der Radaufhängungen. Seine Form entspricht, von oben betrachtet, einem Y. In der vorderen Spreizung ist der Motor untergebracht. An einzelnen Stellen sind Metallplatten zur Erhöhung der Festigkeit eingearbeitet. Der Rahmen ist grundsätzlich mit dem des Tasmin 280i vergleichbar, allerdings musste er für die Aufnahme des Rover-Achtzylindermotors im Bereich des Vorderwagens in mehr als 100 Details geändert werden. Unter anderem war es nötig, die vordere Spreizung um 3,8 cm (1,5 Zoll) zu verbreitern.

Alle Räder sind einzeln aufgehängt. Die vordere Doppelquerlenkerachse wurde von Ford zugekauft; sie entspricht der im Ford Cortina Mk IV verwendeten Konstruktion. Die Hinterradaufhängung ist eine TVR-Eigenkonstruktion. Sie ähnelt der des zeitgenössischen Jaguar XJ. Die Bremsen stammen vom Ford Granada und sind angesichts der hohen Motorleistung nach allgemeiner Ansicht zu schwach dimensioniert.

Motor und Kraftübertragung

Der TVR 350i wird von einem Achtzylinder-V-Motor angetrieben, den TVR von Rover bezog. Im 350i wird er in unveränderter Form eingesetzt. Sein Hubraum beträgt 3532 cm³. Während die ersten beiden Prototypen noch mit einer Vergaserversion des Rover-Motors ausgestattet waren, haben alle Serienfahrzeuge die Ausführung mit einer elektronisch gesteuerten Benzineinspritzung von Lucas, die Rover in der Limousine Vitesse einsetzte. Die Motorleistung beträgt 147 kW (200 PS).

Die Kraft wird über ein handgeschaltetes Fünfganggetriebe von Rover auf die Hinterachse übertragen. Serienmäßig ist ein Differential von Jaguar eingebaut. Auf Wunsch und gegen Aufpreis war ein automatisches Dreiganggetriebe erhältlich, das allerdings nur selten geordert wurde.

Sondermodelle TVR 350SE und TVR SX350

Der 350SE ist ein Sondermodell, das TVR 1989 anlässlich der bevorstehenden Produktionseinstellung des 350i auflegte. Die Abkürzung SE steht für Special Edition. Obwohl das Auto nominell als 350 bezeichnet wurde, stammt die Antriebstechnik bei allen Exemplaren vom 390SE. Der 350SE hat also dessen 3,9 Liter große Version des Rover-Achtzylinders, die NCK entwickelt hatte. Die Serie umfasst 25 Fahrzeuge, die einzeln von 1 bis 12 und von 14 bis 26 nummeriert sind. Die jeweilige Nummer ist auf dem Auto verzeichnet.

Der SX350 war eine Sonderversion des 350i, bei der der 3,5-Liter-Achtzylindermotor mit einer Turboaufladung versehen war. Durch ihn stieg die Motorleistung auf 201 kW (273 PS), und die Höchstgeschwindigkeit lag bei 240 km/h. Die Kardanwelle und die Bremsen wurden vom 420SE übernommen. Die Überarbeitung nahm das Werk nicht selbst vor; Hersteller war vielmehr der TVR-Händler David Haughin aus Barrow-in-Furness. Von 1987 bis 1989 entstanden neun dieser Fahrzeuge.

Karosserie

Die auf glasfaserverstärktem Kunststoff gefertigte Karosserie des 350i stimmt weitestgehend mit der des (Tasmin) 280i überein. Sie ist ein Entwurf von Oliver Winterbottom. Ihre glattflächig gestaltete Keilform, die sich bei grundsätzlicher Beibehaltung der Proportionen von den rundlichen Linien der Vorgänger abhebt, gab der gesamten Baureihe den Spitznamen Wedges (englisch: Keile). Die Frontpartie läuft spitz zu und mündet in kunststoffverkleideten Stoßstangen. Um die vorgeschriebene Mindesthöhe der Frontbeleuchtung sicherzustellen, werden Klappscheinwerfer verwendet. Bei den geschlossenen Versionen fällt die Dachlinie unmittelbar hinter der B-Säule zum Heckabschluss ab. Die Heckscheibe ist aufklappbar; sie ermöglicht den Zugang zum Laderaum. Am Heck ist oberhalb der Rückleuchten eine über die ganze Wagenbreite reichende vertikale Glasscheibe eingebaut, die die Übersichtlichkeit nach hinten erleichtern soll. Viele Anbauteile übernahm TVR von Großserienherstellern. Die Türgriffe etwa kommen von Ford. Hinsichtlich der horizontalen Rückleuchten der frühen Modelle gibt es unterschiedliche Angaben. Nach einigen Quellen stammen sie vom Rover SD1, nach anderen vom Ford Capri III. Einzelne frühe Fahrzeuge hatten stattdessen Rückleuchten aus dem Zubehörsortiment von Lucas. Die Gehäuse und der Motor der Klappscheinwerfer kommen vom Triumph TR7, ebenso der Schalthebel. Die Fahrzeugelektrik wurde bei British Leyland eingekauft, die Sitze stammen vom Triumph 2500 S.

Der 350i war in drei Karosserie-Varianten erhältlich:

  • Das zweisitzige Fixed Head Coupé hat ein Fließheck mit einem großen Heckfenster. Stilistisch entspricht es dem (Tasmin) 280i der zweiten Serie.
  • Der 350+2 ist eine 2+2-sitzige Variante des Fixed Head Coupé. Die Karosserie ist mit der des Zweisitzers identisch, allerdings sind im Innenraum zwei Notsitze untergebracht, die nach Ansicht von Kritikern allenfalls für Kleinkinder taugen; nutzbar sind sie nur dann, wenn der Fahrer- und der Beifahrersitz so weit wie möglich nach vorn geschoben sind.
  • Eine dritte Variante ist das zweisitzige Convertible. Das Verdeck ist zweiteilig konstruiert. Der rückwärtige Teil ist einschließlich des Überrollbügels zurückklappbar. Über den Sitzen ist zudem eine feste Kunststoffabdeckung angebracht, die am Rahmen der Windschutzscheibe und am Überrollbügel befestigt wird.

Anfang 1985 überarbeitete TVR den 350i in einigen Details; die seit Februar 1985 verkauften Autos werden werksintern als Series 2 bezeichnet. Die stilistischen Änderungen betrafen den Frontspoiler, der nun größere Ausmaße hat, ferner die äußeren Rückspiegel, die jetzt in die Türen integriert sind. Alle ab April 1985 gefertigten Cabriolets haben zudem die Rückleuchten des Renault Fuego, die um 180 Grad gedreht eingebaut sind. Sie sind selten, sodass die Ersatzbeschaffung heute ein größeres Problem darstellt.

Preise

Bei seinem Debüt kostete das Fixed Head Coupé 10274 £. Er war damit 42 Prozent teurer als 3000M, den TVR zuletzt für 7244 £ angeboten hatte. Für das Tasmin Convertible verlangte TVR im ersten Jahr 12744 £. 1984 kostete der 350i Convertible bereits 14.800 £ und lag damit annähernd auf dem Niveau eines Porsche 944.

Die Produktionszahlen

Das meistgebaute Modell: der TVR 350i Convertible


Text: wikipedia.de